Schmerzbehandlung bei ME/CFS

ME/CFS (Myalgische Enzephalomyelitis/Chronic Fatigue Syndrome) ist eine chronische Erkrankung, die sich durch anhaltende Erschöpfung, Schmerzen und andere Symptome auszeichnet. Schmerzen sind bedauerlicherweise ein häufiges Symptom bei ME/CFS, das die Lebensqualität der Betroffenen stark beeinträchtigen kann. Eine Schmerzbehandlung bei ME/CFS kann darauf abzielen, die Schmerzen zu lindern und die Lebensqualität der Betroffenen zu verbessern. Dabei kann eine multimodale Schmerztherapie eingesetzt werden, die verschiedene Ansätze kombiniert, wie z. B. Medikamente, Physiotherapie, psychologische Therapie und alternative Behandlungsmethoden. Es ist wichtig, dass die Schmerzbehandlung bei ME/CFS individuell auf die Bedürfnisse und Symptome der Betroffenen abgestimmt wird, da jede Person unterschiedlich auf Behandlungen reagieren kann. Eine frühe Diagnose und eine gezielte Schmerzbehandlung können dazu beitragen, die Lebensqualität der Betroffenen zu verbessern und ihre Schmerzen zu lindern. Mir geht es hier hauptsächlich um die medikamentöse Auflistung der Möglichkeiten. Natürlich kann man auch durch z. B. Akzeptanz, Atemübungen, Akupunktur usw. Verbesserungen erreichen!

Eine mögliche Therapie mit Schmerzmedikamenten muss zwingend mit einem Arzt bzw. besser einem Schmerzmediziner/in abgesprochen werden! Das ist insbesondere wichtig, wenn zusätzlich noch eine Salicylatintoleranz und/oder MCAS vorliegen!

Hier möchte ich eine kurze Übersicht über die möglichen Medikamente auflisten. Als erste Gruppe sind die schwach wirksamen Analgetika zu nennen.

Schwach wirksame Analgetika:

Schwach wirkende Analgetika wie Paracetamol und Metamizol sowie nichtsteroidale entzündungshemmende Medikamente (NSAIDs) wie Ibuprofen und Diclofenac haben eine schmerzlindernde Wirkung, indem sie auf verschiedene Weise in den körpereigenen Schmerzmechanismus eingreifen.

  • Paracetamol: Die Wirkweise von Paracetamol ist nicht abschließend geklärt, deshalb hier dazu keine Angabe.
  • Metamizol: Hemmt die Produktion von Prostaglandinen und hat zusätzlich eine muskelentspannende und fiebersenkende Wirkung.
  • Ibuprofen: Hemmt ebenfalls die Produktion von Prostaglandinen, was zu einer Entzündungshemmung und Schmerzlinderung führt. Zusätzlich hat es auch fiebersenkende Eigenschaften.
  • Diclofenac: Hemmt ebenfalls die Produktion von Prostaglandinen und wirkt somit schmerz- und entzündungshemmend.

Schwach zentral wirksame Analgetika:

Schwach zentral wirksame Analgetika sind Schmerzmittel, die auf das zentrale Nervensystem wirken. Hierzu gehören Opioide wie Tramadol, Tilidin und Codein. Es ist wichtig zu beachten, dass diese Medikamente, insbesondere Tramadol und Tilidin, ein hohes Missbrauchspotential haben und nur unter ärztlicher Aufsicht und strikter Einhaltung der verschriebenen Dosierung eingenommen werden sollten.

  • Tramadol ist ein synthetisches Opioid, es hat auch eine schwache Hemmung der Wiederaufnahme von Serotonin und Noradrenalin. Es wird zur Behandlung von mäßigen bis starken Schmerzen eingesetzt.
  • Tilidin ist ein Opioid und wirkt ähnlich wie Tramadol. Es hat auch eine schwache Hemmung der Wiederaufnahme von Serotonin und Noradrenalin. Es wird zur Behandlung von mäßigen bis starken Schmerzen eingesetzt.
  • Codein ist ein schwächeres Opioid als Tramadol und Tilidin. Es wird zur Behandlung von mäßigen Schmerzen eingesetzt. Codein wird auch als Hustenmittel eingesetzt.
Schmerztherapie nach WHO Stufenschema bei chronischen Schmerzen & Tumorschmerz – Analgetika, Opioide

Stark zentral wirksame Analgetika:

Stark zentral wirksame Analgetika wie Morphin, Oxycodon, Hydromorphon, Levomethadon und Buprenorphin wirken alle auf das zentrale Nervensystem und beeinflussen dort die Schmerzwahrnehmung. Sie binden an spezifische Rezeptoren im Gehirn und Rückenmark und verändern dadurch die Signalweiterleitung von Schmerzreizen. Die Wirkung dieser Medikamente umfasst eine Reduzierung der Schmerzintensität und verbessert die Schmerzverarbeitung im Gehirn. Diese Gruppe der Medikamente kann eine starke Sedierung verursachen. Außerdem können diese Medikamente die Atemfrequenz verringern und zu einer verminderten Sauerstoffversorgung führen. Ebenso ist eine mögliche Verlangsamung des Verdauungstrakts mit Verstopfung möglich. Die Medikamente dieser Gattung können ein Gefühl von Euphorie auslösen, insbesondere bei höheren Dosen.

  • Morphin: Schmerzlinderung, Sedierung, Atemdepression, Verstopfung, Euphorie
  • Oxycodon: Schmerzlinderung, Sedierung, Atemdepression, Verstopfung, Euphorie
  • Hydromorphon: Schmerzlinderung, Sedierung, Atemdepression, Verstopfung, Euphorie
  • Levomethadon: Schmerzlinderung, Sedierung, Atemdepression, Verstopfung, weniger Euphorie als andere Opioide
  • Buprenorphin: Schmerzlinderung, geringere Sedierung und Atemdepression als andere Opioide, Verstopfung, weniger Euphorie als andere Opioide

In der Schmerztherapie können außer verschiedenen Analgetika auch Psychopharmaka eingesetzt werden. Psychopharmaka können bei der Schmerzbehandlung auf verschiedene Arten wirken, je nach Art des Schmerzes und der zugrunde liegenden Erkrankung. Einige der möglichen Wirkungen von Psychopharmaka bei der Schmerzbehandlung sind:

  1. Reduktion der Schmerzwahrnehmung: Einige Psychopharmaka können die Schmerzwahrnehmung im Gehirn reduzieren, indem sie bestimmte Neurotransmitter beeinflussen, die an der Schmerzverarbeitung beteiligt sind.
  2. Verbesserung der Stimmung: Schmerzen können oft zu Depressionen oder Angstzuständen führen, und einige Psychopharmaka können diese Symptome lindern, was wiederum zu einer Reduktion der Schmerzen führen kann.
  3. Entspannung der Muskeln: Bei einigen Schmerzzuständen, wie beispielsweise bei Muskelverspannungen oder Muskelkrämpfen, können Psychopharmaka helfen, die Muskeln zu entspannen und so die Schmerzen zu reduzieren.
  4. Verbesserung des Schlafs: Einige Psychopharmaka können helfen, den Schlaf zu verbessern, was wiederum dazu beitragen kann, Schmerzen zu reduzieren, die durch Schlafstörungen verursacht werden.

Es gibt verschiedene Arten von Psychopharmaka, die bei der Schmerzbehandlung eingesetzt werden können, einschließlich Antidepressiva und Antikonvulsiva. Die Wahl des richtigen Medikaments hängt von der Art und Ursache des Schmerzes ab und muss unbedingt mit einem Arzt besprochen werden!
Einige Psychopharmaka, die zur Schmerzbehandlung bei ME/CFS eingesetzt werden können, sind:

  1. Duloxetin (Cymbalta)
  2. Amitriptylin (Elavil)
  3. Venlafaxin (Effexor)

Außer Analgetika und Psychopharmaka können noch Antiepileptika eingesetzt werden. Antiepileptika sind Medikamente, die hauptsächlich zur Behandlung von Epilepsie eingesetzt werden, aber sie werden auch zur Behandlung von Schmerzen eingesetzt. Antiepileptika wirken auf das Nervensystem, indem sie die Übertragung von Schmerzsignalen hemmen oder blockieren. Sie können somit Schmerzen lindern, die durch Nervenschädigungen, Entzündungen oder neuropathische Schmerzen verursacht werden. Die genaue Wirkungsweise von Antiepileptika bei der Schmerzbehandlung ist komplex und variiert je nach Wirkstoff. Einige Antiepileptika hemmen die Übertragung von Schmerzsignalen, indem sie die Aktivität von Nervenzellen im Rückenmark reduzieren. Andere blockieren die Freisetzung von Schmerzbotenstoffen wie Glutamat oder Substanz P. Einige Antiepileptika wirken auch auf den GABA-Rezeptor, der die Aktivität von Nervenzellen im Gehirn hemmt. Antiepileptika können bei verschiedenen Arten von Schmerzen eingesetzt werden, einschließlich neuropathischer Schmerzen, Migräne, Fibromyalgie und neuropathischen Schmerzen bei Diabetes. Die Wahl des Antiepileptikums hängt von der Art des Schmerzes ab. Einige der häufig verwendeten Antiepileptika zur Schmerzbehandlung sind Gabapentin und Pregabalin.

Hier sind die Wirkungen der Medikamente Gabapentin, Pregabalin, Carbamazepin und Topiramat im Zusammenhang mit der Schmerzbehandlung bei ME/CFS:

  1. Gabapentin ist ein Antikonvulsivum und wird auch zur Behandlung von neuropathischen Schmerzen eingesetzt. Gabapentin kann helfen, Schmerzen im Zusammenhang mit ME/CFS zu reduzieren, indem es die Übererregbarkeit der Nerven im Gehirn und Rückenmark reduziert. Es hat jedoch auch einige Nebenwirkungen wie Schläfrigkeit, Schwindel und Müdigkeit.
  2. Pregabalin ist ebenfalls ein Antikonvulsivum und wird zur Behandlung von neuropathischen Schmerzen und Angststörungen eingesetzt. Pregabalin kann auch bei Schmerzen im Zusammenhang mit ME/CFS helfen, indem es die Übererregbarkeit der Nerven im Gehirn reduziert. Pregabalin kann jedoch auch Nebenwirkungen wie Schläfrigkeit, Schwindel, Übelkeit und Gewichtszunahme verursachen.

Die nächste Gruppe von möglichen Schmerzmittel ist das medizinische Cannabis. Medizinisches Cannabis wird zur Schmerzbehandlung eingesetzt, insbesondere bei chronischen Schmerzen, die durch Entzündungen, Nervenschäden oder andere Erkrankungen verursacht werden. Die Wirkung von medizinischem Cannabis beruht auf den aktiven Wirkstoffen, den sogenannten Cannabinoiden, die im Cannabis enthalten sind. Die beiden wichtigsten Cannabinoide sind THC (Tetrahydrocannabinol) und CBD (Cannabidiol). THC ist bekannt für seine psychoaktiven Wirkungen und ist der Hauptwirkstoff von Cannabis, der für ein „High“ verantwortlich ist. CBD hingegen hat keine psychoaktive Wirkung, kann jedoch beruhigend und entzündungshemmend wirken. Die Wirkung von medizinischem Cannabis auf Schmerzen kann von Person zu Person unterschiedlich sein, aber viele Patienten berichten, dass es bei der Linderung von Schmerzen sehr wirksam ist. Es kann sowohl neuropathische Schmerzen als auch entzündungsbedingte Schmerzen lindern, indem es die Schmerzsignale im Körper blockiert oder reduziert. Persönliche Anmerkung von mir: „Cannabis wirkt bei mir sehr gut gegen Gelenk- und Muskelschmerzen.“ Ich hatte durch Bedrocan (Blüten) sämtliche Schmerzmittel (Metamizol, Pregabalin, Opioide, Duloxetin und Tavor) absetzen können. Inzwischen nehme ich ölige Tropfen ein (Naxiva Panaxol). Cannabis wirkt sich bei mir ausschließlich auf die Schmerzen aus, andere Symptome wie Fatigue usw. beeinflusst das Medikament bedauerlicherweise nicht. Cannabis ist leider, sehr schwierig auf Rezept zu bekommen. Ich musste erst sämtliche chemische Tabletten ausprobieren, um dann schließlich Cannabis auf Rezept zu bekommen. Viele Ärzte sind bis heute sehr skeptisch und das kann ich persönlich nicht nachvollziehen. Ich bin viel klarer im Kopf, mit Cannabis als mit der Kombination der anderen Schmerzmedikation. Außerdem haben sich durch Cannabis und durch das Absetzen der oben genannten Kombination meine Leberwerte nach einem halben Jahr normalisiert! Jeder ist aber anders, sodass man hier keine generelle Empfehlung abgeben kann!

Schmerzbehandlung bei ME/CFS
Cannabisextrakt Naxiva-Panaxol
Foto: Wilfried Lang

Abschließend ist zu sagen, dass das Ganze hier nur eine Auflistung ist. Die Behandlung muss zwingend in die Hände eines kompetenten Schmerzmediziners. Es gibt verschiedene Kombinationsmöglichkeiten und da braucht man viel Wissen und Erfahrung. Das geht nur in Zusammenarbeit mit einem Schmerzarzt!